Julie Hahn ist künstlerische Leiterin und Mitgründerin der Kompanie Baejjahn, die seit Ende 2023 in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens beheimatet ist. Gemeinsam mit Jean-Baptiste Baele gegründet und heute mit Julien-Paul Remy als Co-Direktor weitergeführt, steht die Kompanie für eine künstlerische Praxis, die Tanz, Literatur und gesellschaftliche Fragestellungen auf innovative Weise miteinander verbindet. Das Kulturzentrum Kultkom unterstützt Baejjahn als Koproduzent.
Als Tänzerin, Choreografin und promovierte Literaturwissenschaftlerin verbindet sie einen interdisziplinären und literarisch geprägten Tanzansatz, der zeitgenössischen Tanz mit Theater, Musik, Literatur, Film und bildender Kunst verbindet. Sie stand kurz davor, eine akademische Spitzenposition anzunehmen, doch sie entschied sich bewusst gegen den sicheren Weg – und für den Tanz. Diese Entscheidung markierte den Beginn eines erfüllten künstlerischen Lebens. Sie ist durch Herkunft, Ausbildung sowie berufliche und persönliche Erfahrungen multikulturell und mehrsprachig geprägt. Ihre Sprache speist sich aus verschiedenen Bewegungsansätzen, von zeitgenössischem Tanz über traditionelle Stile (lateinamerikanische und orientalische Tänze) bis hin zum Tanztheater.
Sie ist mehrfach geförderte Stipendiatin des Ministeriums für Kultur der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens (seit 2019) und verfolgt mit der Kompanie Baejjahn eine klare Vision: Tanz als offene, kritische und grenzüberschreitende Kunstform.
Das Jahr 2019 markiert eine künstlerische Wende für sie: Mit « Ars est vita, vita est ars », einer choreografischen Adaption eines Kapitels aus Jacques De Deckers Roman La Grande Roue, realisiert sie ihre erste literarische Übertragung in Tanz. Dabei wird sie maßgeblich von zwei zentralen Persönlichkeiten unterstützt – dem Autor und Dramatiker Jacques De Decker, der ihr zum Mentor wird, sowie Michel Robert, dem Leiter der Maison Maurice Béjart in Brüssel, wo sie ihre Residenzzeit verbringt.
Ein entscheidender Moment in ihrer Laufbahn war die Durchführung von inklusive Tanzateliers, wo sie den Tanzraum für Menschen jenseits des professionellen Bühnentanzes – für jene mit traumatischen Erfahrungen, mit Beeinträchtigungen oder ohne tänzerische Vorbildung – und schuf damit einen Ort der Freiheit, des Ausdrucks und der Zugehörigkeit. Diese Erfahrung prägt bis heute ihre choreografische und pädagogische Vision und führte 2021 zur Weiterentwicklung der innovativen Methode ARTOMOV. Sie entwickelt Projekte, die künstlerische Praxis, Improvisation und kunsttherapeutische Prinzipien vereinen. Ein interdisziplinärer Ansatz zur Vermittlung von Bewegung und künstlerischem Ausdruck, der sowohl in professionellen Kontexten als auch in partizipativen Projekten Anwendung findet.
Seit 2024 öffnet sie ihre Arbeit verstärkt als Bürgerprojekte und arbeitet hierfür mit soziokulturellen und humanitären Organisationen zusammen, um kulturelle Teilhabe und kreative Begegnung zu ermöglichen. Gesellschaftlich relevante Themen wie Migration, Inklusion, Identität und digitale Transformation werden künstlerisch behandelt.
Julien-Paul Remy ist Philosophielehrer mit dem Fachbereich „Philosophie und Bürgerkunde“ an einer Sekundarschule, Autor von zwei Büchern, Performer und Co-Direktor der Tanzkompanie Baejjahn. Neben dem Schreiben von Büchern und kreativen Texten realisiert er seit mehreren Jahren zeitgenössische Tanzprojekte: « Heart Constellation » (eine Adaption eines Theaterstücks), « Kaspar oder Vibrationen eines Körpers, der nie getanzt hat « (basierend auf einem Roman von Véronique Bergen), « My Way » (sozio-kulturelles Projekt und Performance mit Bewohner:innen des Rot-Kreuz Empfangszentrums Belle-Vue) sowie « MIRAI » (ein Tanztheaterprojekt).
Sein Interesse gilt der Verbindung von Wortpoesie und Bewegungspoesie, um gesellschaftliche Themen wie Identität, Migration, Integration und Anderssein künstlerisch zu verhandeln.
Gründet 2025 das Pieters Arts Collective, wo Tradition auf Ausdruck trifft. Als Künstlerin in der dritten Generation ist ihr Leben eine stetige Reise des Entdeckens. Sie begann in der Welt der Musik, führte über das Studium der Sinologie und der Wirtschaft hin zum Tanz.
Eine grundlegende Neugier für Überschneidungen und Parallelen zwischen verschiedenen Disziplinen – mit der Kunst stets im Mittelpunkt – treibt ihr lebenslanges Lernen und ihr Verständnis für die Welt um mich herum an.
Mit einem Rucksack voller dankbarer Erfahrungen in der Musik (in allen Arten von Orchestern/Bands und Genres, auf Festivals, im Fernsehen, in Tonstudios, mit vier gespielten Instrumenten) und im Tanz (orientalischer und nahöstlicher Tanz, Tribal Fusion, Tanzproduktionen, interdisziplinäre Kollaborationen), ist sie stets auf der Suche nach dem nächsten künstlerischen Ausdruck.
Referenzen:
Festival Dranouter, Universitair Symfonisch Orkest KU Leuven, The Voice Belgium, Baejjahn Dance Company, Maison Béjart Bruxelles, Epica, Belgisches Rotes Kreuz, Gates Foundation
Frühe Produktionen und Choreographien: Begegnung mit Jean-Baptiste Baele und Entstehung der ersten Choreographien:

La Coppia (2018) - Duett von Julie Hahn und Jean-Baptiste Baele

Tuffo nel caos (2019) - Duett von Jean-Baptiste Baele und Julie Hahn;

D-Bloq (2019-2020) - Solo mit Julie Hahn und Trio mit Julie Hahn, Selene Travaglia und Irene Ingebretsen
Künstlerische Wende
Mentorenschaft & Residenzstart in der Maison Maurice Béjart Huis: Jacques De Decker und Michel Robert
Tanz trifft Literatur – Zusammenarbeit mit Jacques De Decker und Unterstützung durch Michel Robert
Ein Schlüsselerlebnis war die Begegnung mit dem belgischen Autor Jacques De Decker, Mitglied des Verwaltungsrates der Maison Béjart und Secrétaire perpétuel der Académie royale de la langue et littérature françaises de Belgique, der Julie Hahn ermutigte, Artist-in-Residence am Maison Béjart in Brüssel zu werden. Dort begann sie, literarische Werke choreografisch zu erforschen. Ihre erste Adaption – ein Kapitel aus La Grande Roue mit dem Titel Ars est vita, vita est ars – wurde 2019 in Brüssel uraufgeführt.
Wesentliche Unterstützung erhielt sie dabei von Michel Robert, einem engen Freund von Jacques De Decker und Präsident der Fondation Maison Maurice Béjart, der ihre erste Produktion und die Gründung der Baejjahn Dance Company maßgeblich begleitete und förderte.

Erstes Künstlerstipendium der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens:
Erste choreografische Adaption eines literarischen Textes mit Ars est vita, vita est ars, basierend auf Jacques De Deckers La Grande Roue.

Offizielle Gründung der Kompanie als VoG/Asbl

Vertiefung des Literatur-Tanz Dialogs und Erweiterung durch den Film KASPAR und Heart Constellation
Internationale Residenzen

Tanz-Station Barmer Bahnhof Wuppertal - Deutschland

Tel Quel Théâtre und Art en Contre Assoziation in Nîmes - Frankreich
Anerkennung durch die Fédération Wallonie-Bruxelles

Beginn der Kooperation und Partnerschaft mit KultKom/Jünglingshaus Eupen
Neue Residenzorte:
Destelheide-Cultuurcentrum voor Jeugd, Kunst en Creatie (Beersel, Flanders); Danspunt (Gent)
Kompanie wird Mitglied der Fédération des Danses (FDD), Brüssel
Neuer Hauptsitz der Kompanie in Ostbelgien und Aufbau des Netzwerkes in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens
Erstes Bürgerprojekt MY WAY
(ausgezeichnet im Rahmen der Initiative « Un Futur pour la Culture », Fédération Wallonie-Bruxelles):
Bürgerprojekt MY WAY mit MENA-Jugendlichen des Rot-Kreuz Empfangszentrums Eupen
Erstes Buchprojekt: My Way – tracer son chemin en mouvements et en images
Ausbau der ARTOMOV-Angebote: Neue Kurse, inklusive Projekte, kreative Formate:
Zweite Ausgabe von MY WAY & THE OTHER DUCKLING und der ersten Fotokampagne als öffentliche Bürgerprojekte